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Markus Pfeil

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Unconscious Bias - kognitive Verzerrungen und was wir dagegen tun können

Wortwolke Unconscious Bias, Gender, Social, Race und viele mehr

Was hat es mit unbewussten Vorannahmen auf sich? Wie funktionieren Vorurteile? Wie kommt es zu voreiligen Schlussfolgerungen? Und was können wir dagegen tun?


Eines der eindrücklichsten Fachbücher der letzten Jahre ist für mich und meine Arbeit das von Daniel Kahnemann geschriebene Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“. Kahnemann liefert wichtige Erkenntnisse für die Arbeit mit Unconscious Bias (kognitiven Verzerrungen).


Unbewusste Vorannahmen, was hat es damit auf sich?


Wir Menschen konstruieren uns unsere Wirklichkeit, das bedeutet, dass wir auf der Grundlage von Wissen, Erfahrungen, Wertvorstellungen und so weiter unsere eigene Wirklichkeit gestalten. Informationen die sinnhaft an unsere vorgenannten Erfahrungen, unseren Wissensschatz gewissermaßen andocken und in ein schlüssiges Gesamtbild gefügt werden können – so ähnlich wie sich Puzzleteile ineinanderfügen – diese Informationen werden durch unsere individuellen Wahrnehmungsfilter in das Bewusstsein geschleust. Andere Daten, die zweifellos ebenfalls da sind, werden als nicht relevant wieder verworfen. Diese Daten sind quasi nicht vorhanden – „All you see, is all there is“ – „alles was du siehst, ist das, was da ist“. (Kahnemann, 2012, S. 112ff)


Das menschliche Hirn scheint eine „Assoziationsmaschine“ zu sein, die nur aktivierte Vorstellungen repräsentiert. Es sieht so aus, dass Informationen (bewusst oder unbewusst), die nicht aus dem Gedächtnis abgerufen werden können, gewissermaßen auch nicht existieren. (ebd.)


So gilt das Prinzip der selektiven Wahrnehmung. So zum Beispiel habe ich eine Ausbildung im Handwerk absolviert, genauer im Fachbereich Heizungs- und Lüftungstechnik. Wenn immer ich eine Wohnung, ein Haus, ein öffentliches Gebäude betrete, fallen mir Sachen auf, wie z. B. die Art der verbauten Heizkörper, eingebaute Lüftungsanlagen und so weiter. Das heißt das Dinge, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben, die ich praktisch erlebt habe, Themenbereiche in denen ich mich auskenne, mir besonders auffallen. Während mir andere Dinge, die eine eher nicht prägnante Rolle in meinem Leben gespielt haben mir eher nicht auffallen – obwohl diese genauso existent sind. Somit nehme ich nicht alles wahr, was an Daten/Informationen vorhanden ist. Suchen Sie gerade nach einem neuen Fahrrad, dann fallen Ihnen vielleicht für Fahrradfahrende relevante Dinge auf, wie z. B. gut oder weniger ausgebaute Fahrradwege, die Anzahl vorhandener oder nicht vorhandener Fahrradabstellmöglichkeiten und so weiter.


Und da das Thema noch nicht komplex genug ist, spielen noch weitere Aspekte in unserer (unbewussten) Wahrnehmung eine besondere Rolle. Die eingangs beschriebenen Kognitiven Verzerrungen oder auch Unconscious Bias. Insgesamt gibt es ca. 175 nachgewiesene Biases oder Verzerrungseffekte.


Drei stelle ich im Folgenden genauer vor:


1.     Der Ähnlichkeitseffekt oder auch Mini-me-Effekt:

Damit ist die Tendenz gemeint, dass Ähnlichkeit Sympathie schafft. Was sich in der Aussage „Gleich und gleich gesellt sich gern“ wiederfindet. Insbesondere in Einstellungsverfahren für die Besetzung von Führungspositionen fällt dieser Effekt stark ins Gewicht. Im Diversity Management wird hier auch vom „selfcloning“ oder der „homosozialen Reproduktion“ gesprochen, das heißt, Menschen, die der bisherigen Führungsmannschaft ähneln, mit ähnlichem Bildungshintergrund, ähnlichem Auftreten, ähnlichem Habitus und so weiter, eher eingestellt werden als Menschen, die eher größere Abweichungen vom vorherrschenden Gesamtbild der Führungsriege haben.


2.     Primär-Effekt (Primacy Effect)

Darunter versteht man die übermäßige Gewichtung der zuerst gegebenen Information in Urteil und Gedächtnisbildung. So wie es etwa in der Redensart – „der erste Eindruck zählt“ – zum Ausdruck kommt. Wenn eine Person gleich am Anfang des Kennenlernens negativ wahrgenommen wird, z.B. durch einen laschen Händedruck, wird sie anhaltend schlechter bewertet. Der Primär-Effekt beeinflusst die Informationsverarbeitung sowie die Gewichtung in Urteil und Gedächtnis.


3.     Racial Bias

Darunter versteht man allgemein Stereotype aufgrund ethnischer Charakteristika wie etwa Hautfarbe oder andere körperliche Merkmale. Diese Stereotype können unbewusst aktiviert werden und werden dies in der Regel auch. Sie beeinflussen gleichermaßen das Urteil und das Verhalten. Ein racial Bias gegenüber Schwarzen* durch Exekutivbeamte besteht beispielsweise dann, wenn diese als verdächtig eingestuft werden unabhängig von ihrem Verhalten.*²

 

Warum ist die Auseinandersetzung mit kognitiven Verzerrungen, Unconscious Bias im Kontext von Diversity & Inklusion Prozessen und im Interkulturellen Training so wichtig?


Im Gegensatz zur bewussten Auseinandersetzung mit Stereotypen und Vorurteilen, die eine aktive Gegensteuerung durch Umlernen möglich machen, beeinflussen Unconscious Bias unser Verhalten im Unterbewusstsein und können zu Diskriminierung individuell, gesellschaftlich oder auf organisatorischer Ebene führen.

So wirken sich auf organisationsebene unbewusste Vorannahmen (Unconscious Bias) auf das Verhalten von Mitarbeiter*innen gegenüber Menschen mit anderen Gruppenzugehörigkeiten aus und können zu Diskriminierung zum Beispiel im Bereich des Recruitings, der Personalbeurteilung als auch bei Beförderungen auswirken.

Sie wünschen sich ein Training zum Umgang mit Unconscious Bias? Ich stehe Ihnen mit meinen Angeboten gerne unterstützend zur Seite.

 

*Schwarze, Schwarzer oder Schwarzer Mensch sind Ausdrücke, die man laut den Experten sagen kann. Denn diese Begriffe haben Schwarze Menschen selbst für sich gewählt. Sie wurden nicht zuerst von anderen so genannt. Wer sich als Schwarzer Mensch bezeichnet, drückt damit aus, dass er sich zu einer Gruppe von Menschen zählt, die aufgrund ihrer Hautfarbe Erfahrungen mit Rassismus machen. Mit "Schwarz" ist natürlich nicht wirklich die Farbe Schwarz gemeint - wie etwa in einem Farbkasten. Deshalb wird Schwarz in diesem Fall auch mit großem "S" geschrieben. Also zum Beispiel "ein Schwarzer Mensch." So soll deutlich gezeigt werden, dass es sich nicht wirklich um die Farbe handelt.
 
Wichtig zu wissen: Auch wenn es ok ist, den Begriff zu verwenden, sollte man das nicht einfach so tun - sondern nur, wenn es wichtig ist, welche Hautfarbe ein Mensch hat. Wenn zum Beispiel über die rassistischen Vorfälle in den USA berichtet wird, sagt man, dass die Opfer Schwarze Menschen waren. Denn sie sind nur aufgrund ihrer Hautfarbe angegriffen oder verletzt worden.  (https://www.zdf.de/kinder/logo/sprache-gegen-rassismus-100.html)

 

*²weitere Biases werden hier aufgeführt: https://www.anti-bias.eu/wissen/biases-von-a-z/


© Markus Pfeil

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